5. August 20242 Comments

Mehrjährige Trockenhelden

Einfach wachsen lassen ist schön - und nie mehr gießen?!

Auch wenn es dieses Jahr an vielen Orten eher zu viel geregnet hat, war das Wetter bei uns in den letzten Jahren häufig auch sehr heiß mit lang andauernden Hitzephasen. Hier erfährst du als Blumenanbauer*in oder Gartenmensch etwas über die Vorteile und Möglichkeiten des Anbaus von mehrjährigen Stauden und bekommst gleichzeitig praktische Inspiration zu genügsamen Sorten.

„Meine all-time Gartenlieblinge sind winterharte Stauden!“ Landschaftsarchitektin und Farmerfloristin Miriam Sablowski bietet in ihrem Garten ihren Honigbienen und vielen Insekten mit besonders trockenheitsverträglichen Stauden Nahrung und möchte darüber hinaus möglichst wenig Aufwand beim Gießen haben. Uns stellt sie in diesem Blogartikel ihre jahrelang selbst erprobten Lieblingssorten vor, die wie z.B. der Lavendel oft ursprünglich aus dem mediterranen Raum stammen.

Eryngium x zaabelii Violetta

Stauden für Hitze & wenig Wasser

Besonders im Kontext des nachhaltigen Blumenanbaus der Slowflowerbewegung sind trockenheitsvertraegliche Stauden ein spannendes Thema. Meist musst du diese Arten nur im ersten Jahr in der Anwachsphase in Hitzephasen regelmäßig gießen. Aber die Jahre danach sind sie in Bezug auf Bewässerung völlig anspruchslos. Du sparst nicht nur Wasser, sondern hast dadurch sogar einen erleichterten Pflegeaufwand!

Einmal gepflanzt und angegossen, muss man Stauden höchstens in der ersten Saison nochmal in Trockenzeiten wässern. Die meisten der nachfolgend genannten Stauden brauchst du praktischerweise auch NICHT nicht stützen oder anbinden.
Viele Stauden, die nicht ganz unbedingt zu den echten Trockenheitskünstlern gehören, profitieren von einer regelmäßigen aufgebrachten, 10 cm dicken Mulchschicht aus z.B. Rasenschnitt. So können auch sie die heißen Monate gut überstehen!

Vorteile für Anbau und Umwelt

1. Trockenheitsverträgliche Stauden tragen zur Reduzierung des Wasserverbrauchs bei und unterstützen somit eine nachhaltige Anbauweise.

2. Du kannst Stauden einfach und kostensparend immer wieder durch Teilung vermehren.

3. Im Winter nicht zurückgeschnittene Stauden spielen mit ihren trockenen Blüten oder hohlen Stängeln eine wichtige Rolle bei der Förderung der Biodiversität und der Schaffung von Lebensräumen für Insekten.

4. Stauden mit ihrem reichhaltigen Nektarangebot sind besonders im späten Frühling, Spätsommer und Herbst eine ausgezeichnete Nahrungsquelle für verschiedene Insekten.

Lavandula x intermedia

Miriams Trockenkünstler-Empfehlungen

Steppensalbei – Salvia nemorosa

Unkomplizierter Dauerblüher! Lange Blütenähren als Akzentblumen in Sträußen. Besonders schöne Sorten: 'Caradonna' in tief violett,
'Amethyst' frischrosa,
'Mainacht' früheste Blüte und reinblau, von einem Kissen 'Mainacht' habe ich nachts sogar einmal geträumt, sehr schön!

Perlkörchen – Anaphelis triplinervis

Wunderbar silbrig leuchtender Bodendecker für volle Sonne mit weißen Blüten. Dies eignen sich sehr gut zum Trocknen oder als zarter Füller für kleine Blumensträuße. Robuste Sorte: 'Sommerneuschnee'.

Blaunessel – Agastache 'Black Adder'

Wirklich robuste Blühstaude in dunklem Blauviolett. Blüht bis in den Herbst und produziert lange, verzweigte Blütenstiele. Gibt es auch in hellerem Blau: 'Blue Fortune'. Bienen- und Schmetterlingsweide!

Salvia nemorosa Mainacht
Agastache Blackadder
Agastache Blackadder

Kandelaber-Ehrenpreis – Veronicastrum virginicum

Einmal etabliert überdauert diese eigentlich Frischboden liebende Staude überraschenderweise gut Trockenphasen in meinem Garten! Eigenwillig geformte Blüten-Kandelaber in hellblau für eure Straußkreationen.
Meine riesenhohe Lieblingssorte: 'Fascination'.

Kerzenknöterich - Polygonum amplexicaulis

Überreich blühend: lange Stiele mit zarten länglichen Blüten. Akzentpflanzen im Strauß! Einmal mit guten Wassergaben etabliert, überdauern diese über ein Kubikmeter mächtigen Stauden auch trockene Sommer ohne Gießen. Sie blühen im Hochsommer durch bis zum Frost und bieten dabei unzähligen Pollinators

wichtige Nahrung. Kerzenknöteriche gibt es in meiner Gärtnerei in rot, zartrosé und weiß.

Schafgarbe – Achillea millefolium

Ich verstehe bis heute nicht, warum diese unkompliziert zu teilende Staude von Schnittblumengärtner:innen ausgesät wird. Sie ist so unkompliziert in winzige Triebe zu teilen, dass du im nächsten Jahr aus einem Achillea-Pflanztopf schon bis zu zwölf rasant heranwachsende Stauden hast! Meine Favoriten:
'Apfelblüte', blüht rosa auf und wandelt sich dann mehr zu weiß

'Credo', große Blüten, schwefelgelb
'Hannelore Pahl' hellocker-braunbeige
'Hymne', pastell hell grünlichgelb
'Lachsschönheit' lachsfarben, dann hellrosa bis cremeweiß abblühend 'Heinrich Vogeler', horstiger Wuchs in weiß

Achillea millefolium

Armenischer Storchschnabel – Geranium psilostemon

Traut euch ruhig einmal, Storchschnabel in volle Sonne zu pflanzen, es lohnt sich! Diese Art wächst auch dort gut und macht lange verzweigte Blüten, die neckisch hier und da aus euren Sträußen ragen. Begehrte akzentuierende Blütenfarbe: knallrosa-dunkelpink.

Nepeta x faassenii – Hohe Katzenminze

'Six Hills Giant' oder 'Walker's Low' sind die erste Wahl für euch! Massen an herb duftenden Stielen zum Füllen eurer Sträuße. Und ein unglaubliches Bienengetümmel auf dieser Staude aus der Familie der Lippenblütler!

Brandkraut - Phlomis russeliana

Weitgehend unbekannte Staude, die jedesmal ein „oooh“ hervorruft! Gelbe Blütenquirle reihen sich übereinander an einem langen Stiel. Absolut anspruchslose wintergrüne Staude mit breiten silbrigen Blättern. Ausgezeichneter Bodendecker für sehr trockene Bereiche in voller Sonne!

Kugeldistel - Echinops ritro

Stahlblaue Blütenkugeln, die Auslese 'Veitch's Blue' ist besonders kräftig dunkelblau. Trockne sie unbedingt noch ungeöffnet. In der Gartengestaltung zusammen mit Gräsern ein ungewöhnliches Highlight. Ich liebe diese Staude!

Mannstreu – Eryngium

Weitere schöne Distelarten für Gestecke oder zum Trocknen sind die kleinen Eryngium planum oder die gänzlich blaue Eryngium x zabelii 'Violetta'. Sie wachsen bei völliger Trockenheit in knalliger Sonne und ihre Stacheln werden gartengestalterisch gerne vom Frauenhaargras Stipa tenuissima weich umspielt.

Gelber Schuppenkopf - Cephalaria gigantea

Noch nie davon gehört? Try it! Unglaublicher Bienenmagnet. Ihr müsst dieser hohen und ausladenden Staude allerdings Platz einräumen, vielleicht als Solitärpflanzung nah am Zaun. Dann könnt ihr sie auch gut anbinden. Die zahlreichen Blüten erscheinen wie riesengroße Skabiosenblüten in hellem vanilligem Gelb. Sie können mit ihren sehr langen Stielen in euren Gestecken und Sträußen wunderbar entspannt herausragen und verleihen dem ganzen Arrangement etwas Leichtes.

Myrthenaster - Aster ericoides 'Charlotte zur Linden'

Meine top Empfehlung für den Herbst! Obwohl Astern generell etwas frischen Boden lieben, macht es dieser Sorte nichts aus, trocken zu stehen. Ich habe sie sogar auf die Baumscheibe im öffentlichen Straßenraum gepflanzt und sie macht sich dort hervorragend auch ohne Gießen. Der große Phlox-, Helenium- und Asternzüchter Peter zur Linden gab mir diese Sorte einmal persönlich, sie ist nach seiner Tochter Charlotte benannt.

Eryngium x zaabelii Violetta
Cephalaria gigantea
Aster Charlotte zur Linden

Arkansas-Scheinaster – Vernonia crinita 'Mammouth'
Hoher Wasserdost - Eupatorium fistulosum 'Atropurpureum'
Mit diesen beiden mannshohen Stauden schließe ich meine Sortenempfehlungen, da sie für mich als Staudengärtnerin noch unbedingt zu den pflegeleichten Riesen in voller Sonne gehören! Wie soll ich sie beschreiben? Üppiger Wuchs bis zwei Meter! Vernonia hat eine tolle aufgefiederte Blüte in violett. Die großen Dolden des Wasserdosts leuchten majestätisch lilarot in der Herbstsonne und bieten Insekten einen guten großen Landeplatz zum Nektarnaschen. Florist:innen aufgepasst: zeitlich sind sie sehr gute Straußpartner für Dahlien!
Vernonia und Eupatorium: der Inbegriff beeindruckend unbändiger Wuchskraft, wie bei allen Stauden jedes Jahr aufs Neue!

Provencelavendel - Lavandula x intermedia

Unvergleichlicher Duft: am meisten gefällt mir die frische, starke Note des Provencelavendels! Extrem trockenheitsverträglich und ein super Pollinator für Wild- und Honigbienen, Hummeln, Schmetterlinge. Auch für Schnittblumengärtner:innen ist besonders der hohe Provencelavendel sehr gut geeignet!
Hier ein wichtiger Tipp: für getrockneten Lavendel, diesen unbedingt ernten, wenn er höchstens 20% der Blüten an der Ähre geöffnet hat.

Lavandula x intermedia

Fotos und Text: von Miriam Sablowski @rooftop.lavendelfarm. Danke Miriam, dass du dein Wissen mit uns teilst!

5. August 2024No Comments

Wilde Blüten oder: Ist es problematisch, in der „freien“ Natur zu ernten?

Ich habe es getan. Es war einfach zu verführerisch.
Einer der ersten schönen Tage Ende März, der Frühling liegt in der Luft, aber noch sind kaum Blüten oder frisches Grün zu sehen. Und dann das! Auf meinen täglichen Spaziergängen mit den Hunden streift mein Blick eine Pflanze am Waldrand. Bleibt hängen: Lange Stiele, die ersten frischen Blätter sprießen schon, eine angedeutete, noch geschlossene Blüte in limettengrün. Wenn sie aufgeblüht ist, wird sie weiß sein.

Viburnum lantan
Foto: pexels-photographwithart

Der Wollige Schneeball (Viburnum lantana) blitzt mir hier entgegen, auf ungefähr 20 Metern steht ein Strauch neben dem anderen am Waldrand mit Südausrichtung.
Am nächsten Tag nehme ich die Schere mit. Es sind doch so viele Sträucher, da fällt das bestimmt nicht ins Gewicht.

Zuhause stelle ich die Zweige in eine Vase, zusammen mit Narzissen, die bei uns am Feld wachsen. Die Blüten der Zweige gehen nicht mehr auf. Aus ästhetischen Gründen ist das völlig in Ordnung, dieses Limettengrün passt wirklich hervorragend zu den Narzissen und sie halten lange! Und außerdem: Ich liebe die Natur! Also alles gut?

Auf der Seite des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (kurz: BMUV) gibt es einen Artikel unter der Rubrik Artenschutz, der sich auf das deutsche Bundesnaturschutzgesetz bezieht, genauer auf den Paragrafen 39 (§ 39 Allgemeiner Schutz wild lebender Tiere und Pflanzen).
Die Überschrift lautet: „Darf ich Blumen in der freien Natur pflücken?“
Da steht: „Das deutsche Artenschutzrecht unterscheidet zwischen allgemeinem und besonderem Artenschutz. Während durch den allgemeinen Artenschutz sämtliche wildlebende, durch künstliche Vermehrung gewonnene sowie tote Pflanzen wild lebender Arten, geschützt sind, umfasst der besondere Artenschutz nur bestimmte, einzeln aufgeführte Arten. Der allgemeine Artenschutz gilt damit gleichmäßig für alle Pflanzenarten, unabhängig von ihrem Schutzstatus. Es handelt sich dabei somit um einen Mindestschutz. Damit ist die Entnahme von Pflanzen grundsätzlich verboten.
Von diesem grundsätzlichen Verbot gibt es jedoch eine wichtige Ausnahme: Die so genannte "Handstraußregelung". Jeder darf danach wildlebende Blumen, Gräser, Farne, Moose, Flechten, Früchte, Pilze, Tee- und Heilkräuter sowie Zweige wild lebender Pflanzen aus der Natur an Stellen, die keinem Betretungsverbot unterliegen, in geringen Mengen für den persönlichen Bedarf pfleglich entnehmen und sich aneignen.
Bei dieser Entnahme ist jedoch äußerste Vorsicht geboten, denn die Handstraußregelung ist nur auf Pflanzen anwendbar, die nicht dem besonderen Artenschutz unterliegen. Das ist in der Praxis nicht immer so leicht festzustellen. Um herauszufinden, ob es sich um eine Pflanze handelt, die dem besonderen Artenschutz unterliegt, muss zunächst eine genaue Bestimmung der zu entnehmenden Pflanze erfolgen.“

Viburnum opulus
Foto: pexels-nikitaxnikitin
Campanula trachlium
Foto: Sebastian Conrad
Viburnum opulus
Foto: marta-wave

Viburnum lantana unterliegt keinem besonderen Schutz. Also alles gut mit meinem Wolligen Schneeball, dessen Blüten nicht mehr aufgehen und dementsprechend keine Früchte mehr produzieren werden.
Nicht ganz.

Erstens: Er wächst langsam, nur 15 bis 30 cm im Jahr. Ich habe ihm zwölf Äste mit je 40 cm Länge genommen. Zweitens: Er produziert zwar kaum Nektar aber blüht sehr früh im Jahr, darum ist er für Wildbienen und andere Insekten zumindest nicht unwichtig und drittens: Er ist ein wichtiges Vogelnährgehölz. Und da haben wir das eigentliche Problem, das auch mit beerentragenden Wildsträuchern wie dem Wolligen Schneeball zusammenhängt: Das Vogelsterben.
Viele Waldbauern legen keinen Wert mehr auf einen schönen, kraut- und strauchreichen Waldrand, viele Gartenbesitzer*innen greifen lieber zur Thuja und zum Kirschlorbeer als zu heimischen Sträuchern und viele Gemeinden „pflegen“ ihre Straßenbegleithecken mit einem überdimensionierten Mulchgerät, dass alles kurz und klein häckselt. Darum ist er gar nicht mehr so häufig, der wollige Schneeball und seine Früchte. Wie überhaupt viele Vogelnährgehölze gar nicht mehr so häufig sind. Dazu gehören zum Beispiel auch Hagebutten, die sich so schön in herbstlichen Werkstücken machen. Wie steht es denn nun um die Vögel, die ich mit meiner Aktion um viele Beeren gebracht habe? Der Hauptgrund für das wirklich dramatische Vogelsterben ist laut NABU die Tatsache, dass die Vögel ihre Jungvögel einfach nicht mehr großziehen können. Weil ihnen der geeignete Lebensraum und die Nahrung fehlt.
In meiner Liste fehlt auch noch ein “Viertens“: Der Mensch. Denn es gibt keine „freie“ Natur mehr, zumindest nicht im deutschsprachigen Raum (außer vielleicht in sehr abgelegenen, felsigen Ecken der Alpen). Wir leben in einer vom Menschen kultivierten Landschaft. Das heißt, dass ich durch meine Ernte auch die Bemühungen (eines oder mehrerer Menschen) um einen artenreichen, abgestuften Waldrand torpediere.
Für Blühflächen und -streifen auf Äckern bekommen Landwirt*innen übrigens Fördergelder. Diese Fördergelder werden dafür ausgezahlt, dass diese Flächen eben NICHT genutzt werden, sondern dass sie Nahrung und Lebensraum für Insekten, Vögel und Niederwild bieten. In einer ansonsten ziemlich ausgeräumten Landschaft.
Ich weiß das eigentlich. Ich habe mit genug Bauern und Landwirt*innen, mit Unteren und Höheren Naturschutzbehörden, dem LBV und Landschaftspflegeverbänden zu tun gehabt.

Was also tun, wenn man nicht Teil des Problems sondern Teil der Lösung sein möchte und einen trotzdem diese uralte, menschliche Sammelwut und Sehnsucht nach wilder Schönheit und Gestaltung packt?

Foto: pexels-lukas-dlutko
pexels-cottonbro

1) RESPEKT. Respekt vor der Natur, der jeweiligen Pflanze, der jeweiligen Situation, den Tieren, die von dieser Pflanze abhängen und vor den Menschen, die diese Pflanze(n) durch die Art ihrer Bewirtschaftung fördern.

2) TABU. Nicht nur gesetzlich, sondern auch aus Liebe zur Natur sollte für die professionellen Anbauer*innen unter uns das Sammeln tabu sein. Tabu sind natürlich auch für Privatpersonen Naturschutzgebiete und seltene, gar vom Aussterben bedrohte Pflanzen und Lebensräume. Um herauszufinden, ob eine Pflanze selten oder gefährdet ist, ist die App „Flora Incognita“ sehr hilfreich. Sie erkennt nicht alle Pflanzen aber die meisten.

3) LERNEN. Was wächst wo? Wer ernährt sich von was? Was ist geschützt, was nicht? Was ist zwar nicht geschützt, sollte aber trotzdem stehen gelassen werden? Was ist ein Lebensraum? Ist der Lebensraum intakt? Ist das eine artenreiche Wiese? Was ist der Unterschied zwischen einer (artenreichen) Wiese und einer Blühfläche? Hält diese Pflanze überhaupt in der Vase?

4) BEOBACHTEN. Gibt es Orte, z.B. Hecken am Straßenrand oder blütenreiches Straßenbegleitgrün, die sowieso regelmäßig gemäht, gemulcht oder eben „gehäckselt“ werden? Flecken, an denen sich sogenannte invasive Neophyten wie kanadische Goldrute oder Topinambur ausbreiten? Dann kann man da sammeln. Oder schneidet gerade ein Landwirt, eine Landschaftsgärtnerin oder ein Hausmeister sowieso an Pflanzen herum? Gibt es nur eine Rose mit Hagebutten oder wirklich viele? Sammeln hier auch andere Menschen? (Wir sind meistens nicht die einzigen, die „nur ein bisschen“ sammeln, das kann man ganz wunderbar auf vielen blumigen Insta-Accounts beobachten, und viele „ein Bisschens“ sind auch viel).

5) KULTIVIEREN. Wir leben in einer Kulturlandschaft, also kultiviert und gestaltet doch einfach mit; Siedelt Wildpflanzen auf euren Schnittfeldern, in euren Gärten und auf euren Balkonen an! Von diesen kann man auch ernten, viele freuen sich auch über einen (sachgemäßen) Schnitt ab und an. Und lasst zarteres Un- und Beikraut stehen, manchmal freuen sich die Kulturen über einen bedeckteren Boden. Spätestens dann werden wir Teil der Lösung.

6) KOMMUNIKATION. Fragt bei den Menschen und Orten an, bei denen regelmäßig "Grünschnitt" anfällt. Das können zum Beispiel Landwirt*innen, Gärtner*innen oder auch die Verantwortlichen in Parks oder botanischen Gärten sein. Vor allem im Frühling und Herbst fällt hier häufig viel Material an, welches sich wunderbar floristisch nutzen lässt und so das Wildsammeln nicht nur überflüssig macht, sondern gleich auch noch Verbindungen zu anderen Menschen entstehen lässt!

Campanula rapunculoides
Foto: pexels-cottonbro

Kleine Liste heimischer Wildpflanzen, die sich für florale Werkstücke eigenen und am besten selbst angebaut werden (ich benutze hier die lateinischen Namen, damit keine Verwechslung aufkommt und natürlich ist die Liste nicht vollständig).
Sträucher: Viburnum lantana, Viburnum opulus, Prunus spinosa, Rosa glauca, Corylus avellana, Ligustrum vulgare, Cornus mas.
Kletterpflanzen: Clematis vitalba, Hedera helix.
Stauden und Gräser: Aquilegia vulgaris, Dianthus carthusianorum, Malva sylvestris, Helleborus foetidus, Salvia pratensis, Centaurea montana, Luzula nivea, Briza media, Campanula persicifolia, Campanula rapuculoides, Campanula trachelium, Galium verum, Galium mollugo, Aruncus dioicus, Lunaria rediviva, Silene vulgaris, Anthoxanthum odoratum.
Ein- und Zweijährige: Reseda lutea, Daucus carota, Dipsacus fullonum, Digitalis purpurea, Centaurea cyanus, Orlaya grandiflora

Prunus spinosa
Foto: Sebastian Conrad
Foto: clay-banks-h--EvPnOGjY-unsplash

Text von Miriam Distler - Landstreich

weiterführende Links:
https://www.bmuv.de/themen/artenschutz/artenschutz-durch-den-buerger/darf-ich-blumen-pfluecken https://floraincognita.de/
https://naturgarten.org/
https://www.tausende-gaerten.de/

Bezugsquellen (für Wildgehölze, Saat- und Pflanzgut) z.B.:
https://www.natur-im-vww.de/

9. Mai 2024No Comments

CUT & CO – Interview zum Buch

#slowflowervorstellung

Alles neu macht der Mai! Zumindest ergänzt er das Sortiment der Bücher rund um die Slowflower-Bewegung um ein weiteres Exemplar und wir sind schon jetzt unglaublich froh drum!

"CUT & CO. lädt dich ein in einen Garten der Vielfalt, ein Zuhause für eine schier endlose Fülle and Pflanzen, Menschen und Projekten. CUT: Es geht natürlich um Schnittblumen. Aber es geht vor allem um ein Leben voller Sinn und Glück weit über das gute alte Blumenbeet hinaus - & CO."

Doch warum braucht es ein weiteres Blumen-Buch, gibts da nicht schon genug? Wie findet man eine Fotografin für solch ein Mammut-Projekt und welches Kapitel ist eigentlich das Beste geworden? Diese und noch einige andere Fragen durften wir den Menschen hinter CUT & CO. stellen - Meike und Bernhard von Gabel & Spaten haben uns eintauchen lassen in ihr Projekt und das haben wir uns nicht zwei Mal sagen lassen. Kommt ihr mit auf einen kleinen Streifzug quer durchs Buch?

Wir starten mal mit denen, ohne die es das Buch nicht mal in den Träumen gegeben hätte: dem Autor*innen-Paar von Gabel & Spaten und ihrer Fotografin:

Meike & Bernhard Rohkemper

Meike und Bernhard sind das Paar hinter Gabel & Spaten sowie Mitbegründer der Slowflower-Bewegung. Von ihnen stammt das Konzept für den Voshövel- Garten.

Als autodidaktischer Blumen-Farmer kennt Bernhard die Herausforderung und Freuden, die ganz neues, unbekanntes Terrain mit sich bringt. Wie zum Beispiel das Schreiben eines Buches. Er lebt in einer bilingualen Blumenwelt und ist ein Liebhaber englischer Garten-Manie.

Meike ist eine Zwangs-Ästhetin. Und als passionierte Slowflower-Künstlerin verantwortlich für das florale Design bei Gabel & Spaten. Sie ist bekannt für ihren unkonventionellen und wilden Stil in dem sie lokal angebaute Blumen mit Fundstücken aus der Umgebung kombiniert.

Janine Piontek

Mit ihrem respektvollen Auge für noch so kleine Details, bei dem sie doch immer das große Ganze im Blick behält, sieht Janine die Welt gleichzeitig in ihrer undurchdringlichen Komplexität und alltäglichen Schönheit. Mit ihrem wertschätzenden Blick durch die Kamera zeigt sie uns den Garten in immer neuen Ausschnitten und Ansichten. Als Hochzeits-Fotografin hat sie ansonsten meist Menschen vor der Linse, am liebsten draußen in der Natur.

Nun wisst ihr also, wer dahinter steckt - aber wie kommt man überhaupt auf die Idee ein solches Buch zu veröffentlichen und gibts ein heimliches Lieblingskapitel, welches am allerschönsten geworden ist?! Wir haben mal ganz persönlich bei Bernhard und Meike nachgefragt und teilen die Antworten natürlich mit euch.

Vorhang auf für das erste #slowflowerbuch Interview auf unserem Blog!

Auf dem Markt gibt es unzählige Garten- und Blumenbücher. Was hat euch dazu gebracht zu sagen "Wir wollen ein eigenes schreiben!“?

Wie all unsere Projekte so ist auch CUT & CO. ein intuitives und dass es ein Buch werden wird, hat sich erst nach und nach ergeben. Am Anfang war der Schnittblumengarten am Landhotel Voshövel am Niederrhein, den wir planen durften.  Es ist eine besondere Mischung aus ganz vielen Stauden und Zwiebeln, aber auch Platz für Einjährige und natürlich Dahlien. Das Voshövel ist auf dem Weg nur noch Blumen aus eigenem Anbau zu nutzen. Das ist einzigartig und wir hatten schon früh den Gedanken, dass man das mit anderen Unternehmen und Menschen teilen müsste. Nachdem der Garten fertig war, sind wir regelmäßig mit Janine hingefahren um in Fotos festzuhalten, wie sich der Garten verändert. Irgendwann ist uns beim Durchscrollen der immer größer werdenden Fotodatenbank aufgefallen, was da für ein wunderschöner Schatz schlummert. Den wollten wir ans Licht bringen. So war die Idee vom Buch geboren. Die Fotos sind das Herzstück von CUT & CO. DIY-Bücher wie man seinen eigenen Schnittblumengarten anlegen kann gibt es ja schon viele. Uns fehlte aber bisher immer ein Buch, dass eine gut kuratierte Auswahl besonderer Schnittblumen mit einem hohen Design-Anspruch verbindet. Daher ist der Fokus von CUT & CO. ein sehr ästhetischer und keine Schritt-für-Schritt-Anleitung. Wir wollen vor allem einen Anstoß geben damit immer mehr Menschen die Schönheit saisonaler Blumen erkennen und zeigen wie einfach es ist diese in den Alltag, in den Garten, die Vase zu holen. Unser aller Leben kann durch die Blumen schöner werden! Daher auch der Untertitel 'A life more flowerful'.

Für wen ist das Buch gedacht, wen wollt ihr damit erreichen?

Wir sagen immer, CUT & CO. ist ein Buch sowohl für Träumer:innen als auch Macher:innen. Durch die Vielzahl an Menschen mit denen wir durch Gabel & Spaten und die SFB über die Jahre in Berührung gekommen sind, wissen wir, dass der Wunsch nach einem Blumengarten ein großer und weit verbreiteter ist. Aber nicht alle wollen oder können sich diese Traum erfüllen. Für diese Träumer:innen ist CUT & CO.  ein wunderschönes Coffee-Table-Buch und nimmt sie mit auf eine Reise in die atemberaubende Welt der Blumen. Schönste Fotos und Texte lassen Hoffnung und (Vor-)Freude erblühen -  vielleicht wird es mit dem eigenen Garten ja doch noch etwas. Und wenn nicht, gibt es in jedem Kapitel Inspirationen, wie man auch ohne Garten ein blumenvolles Leben leben kann.

Für alle Macher:innen beinhaltet CUT & CO. das passende Werkzeug auf dem Weg zum eigenen Blumengarten, groß oder klein, oder sogar zum eigenen Blumen-Business. Da gibt es:
- Farblich abgestimmte Gartenpläne mit einer Fülle an Stauden, Einjährigen, Dahlien und Zwiebeln
- Saisonale und nachhaltige florale Designs zum Staunen und Nachmachen
- Spannende Geschichten von begeisterten Garten- und Pflanzenmenschen

Das klingt toll und so, als würde es gut in die Bücherschränke und auf die Tische aller Blumenmenschen passen! Warum habt ihr euch dafür entschieden, das Buch bilingual zu verfassen, also in deutscher und englischer Sprache?

Weil wir möglichst viele Menschen erreichen wollen, auch solche, die sich im Englischen wohler fühlen als im Deutschen, ist CUT & CO. ein bilinguales Buch. Deutschland ist bunt und vielseitig, genau wie ein Blumengarten, und wir finden die Buchbranche muss sich dieser Realität mehr öffnen. Nicht jede:r spricht Deutsch. Da wir das Buch in Kooperation mit dem Landhotel Voshövel selbst verlegen, konnten wir in vielerlei Hinsicht eigene, neue Wehe gehen und diese Entscheidung für Deutsch und Englisch in einem Buch treffen. Aus unserer Erfahrung mit der Suche nach einem Verlag stehen bilinguale Bücher nicht hoch im Kurs. Das ist schade.

Toll, dass ihr diese Idee trotzdem umsetzen konntet, auch wenn das sicherlich einiges an zusätzlicher Arbeit mit sich gebracht hat! Das Buch lebt natürlich nicht nur von den Texten, sondern auch sehr von wundervollen Fotos, die die Gestaltung mit den Blumen erst so richtig lebendig erscheinen lassen. Wie kam es, dass ihr mit Janine zusammen gearbeitet habt, wie habt ihr zusammen gefunden?

Janine hat uns gefunden. Vor ein paar Jahren, als wir unser Business noch in Marl im Ruhrgebiet hatten, war Janine bei einem unserer Workshops und hat nebenbei ein paar Fotos gemacht. Die haben so eindrücklich unseren Stil und die Ästhetik von Gabel & Spaten widergespiegelt, dass wir für das Buch sofort an Janine gedacht haben. Janine ist Nachhaltigkeit genauso wichtig wie uns, daher ist sie Förder-Mitglied in der SFB. Die räumliche Nähe war natürlich auch ein Faktor. Sie kommt aus dem Münsterland und so konnten wir uns regelmäßig im Voshövel-Garten am Niederrhein treffen. Wir finden außerdem, die Arbeit macht so viel mehr Spaß wenn man sich persönlich gut versteht und nicht nur fachlich auf einer Wellenlänge ist. Janine ist mittlerweile eine gute Freundin.

Wie schön, wenn solche Begegnungen dann in einem so großen Projekt münden, das klingt magisch! Viele Flowerfarmer*innen der Slowflower-Bewegung haben ja ihre "Haus-und-Feld"-Fotografin, da sind sicherlich auch schon viele Freundschaften entstanden - offenbar passt da etwas oft sehr gut zusammen!

Jetzt wird's für euch aber noch mal ein wenig schwieriger, denn Hand aufs Herz: Welches Kapitel ist euer liebstes und warum?

Oh, das ist schwer! Jedes Kapitel basiert ja auf einem der Beete aus dem Voshövel-Garten und hat ein eigenes Farb-Schema und jedes ist ein kleines Kunstwerk für sich. Aber das Kapitel CUT & CREATE ist auf jeden Fall eines unserer Favoriten. Darin geht es um den Schnittblumen-Garten als Inspirations-Quelle für die kreative Arbeit außerhalb des Gartens und Jana, die Creative Director am Voshövel ist und auch das Layout für unser Buch gemacht hat, erzählt wie die Natur und die Blumen ihre Arbeit bereichern. Und die Pflanz-Kombination in diesem Kapitel aus dunklen Bordeaux-Tönen und leichtem Rosa ist einfach ein Traum!

Das klingt ganz zauberhaft und auch wir können euch dieses Kapitel (und noch einige andere, versteht sich) sehr ans Herz legen! Vielen Dank Bernhard und Meike für eure Antworten, Einblicke und das Teilen eurer Kreationen, Werte und Blumen mit uns!

Interview: Emma Auerbach, Fotos: Janine Piontek Fotografie

CUT & CO.
A LIFE MORE FLOWERFUL

240 Seiten // Hardcover 200 x 280 mm
Deutsch & Englisch

Pre-order Launch am 28. April 2024 Versand ab Mitte Mai 2024
Preis: 39 EUR

Herausgeber: Landhotel Voshövel

Bestellbar über folgenden Online-Shop: https://dergutefuchs.de

Kontakt: jana.krusdick@landhotel.de

12. Februar 20243 Comments

Slowflower-Kranz im Februar

Als wir unseren ersten SLOWFLOWERLETTER gestaltet haben, war sofort klar: Es braucht aktuelle, saisonale floristische Techniken und Ideen, die unsere Slowflowers zelebrieren und auch zeigen, was es für eine bunte Vielfalt an Möglichkeiten gibt. Etwas später war eine eigene Kategorie geschaffen: die Slowflowerwerkstatt. Doch für unseren Newsletter sprengte sie den Rahmen: 

Ein ganzer Blog durfte also her, der neben der #slowflowerwerkstatt noch viele weitere Themen behandelt, die in ihrer Kurzform durch unsere Newsletter wachsen.

Gerade kurz vor Valentinstag fluten Rosen, Tulpen, Anemonen und viele andere verlockende Blüten unsere sozialen Kanäle. Exoten, chemisch gebleichte und gefärbte Trockenblumen, mit Sprühfarbe und Glitzer verschönert. Wunderbare Gestaltungen auf Instagram wecken die Frühlingsgefühle. Doch saisonal oder naturhaft sind sie nicht.

Auch wenn die Idee des Frühlings uns animiert, uns Farbe in unser Zuhause zu holen, sieht es in der Natur in Wirklichkeit gerade anders aus. In unseren Gärten und Farmen spitzen die Geophyten, also Pflanzen, die mit Hilfe von Speicherorganen den Winter überdauern, gerade so aus der Erde: Erste Schneeglöckchen, Märzenbecher und Traubenhyzinten schälen sich vereinzelt aus abgefallenem Laub. Wer Gewächshäuser besitzt, hat vielleicht schon ein paar Zentimeter mehr Grün und manch Feld schmückt hier und da eine erste Anemone.

In den Gärten herrscht ansonsten noch Ruhe, zumindest fast.

Photo: Sebastian Conrad @hautejardin

Genau jetzt, wenn es bereits unter den Fingern kribbelt und unsere Gemüter sich nach frischen Blumen, Farbe und Frühling sehnen, gibt es ganz besondere, oft unterschätzte Schätze: Die Lenzrose steht ihrer Namensschwester in Schönheit und Sortenvielfalt in nichts nach und ist eine der ersten Nektar- und Pollenquellen für Insekten. 

Ihre Vielfalt lässt sich auch in der Floristik spiegeln und so haben wir für euch etwas Besonderes: Wir tauchen in den saisonalen Luxus und lassen uns auf das ein, was im Frühjahr tatsächlich als erstes in unseren Gärten steht. Helleborus sp. in all ihrer Pracht. Bevor wir aber mit dem Kranz loslegen, braucht es ein paar dieser Prachtexemplare.

„Aber eignen sie sich überhaupt zum Schnitt?”

Mit ganz einfachen floristischen Ticks, sind sie eine Schau, ob einzeln in der Vase oder in einem üppigen Blütenkranz, wie aus der #slowflowerwerkstatt. So halten sie besonders lang:

  • Trick 01 — Hellebori direkt nach dem Schnitt zur Ernte in einen vollen Eimer Wasser geben. Dadurch, dass sie durch ihre Zellmembran an jeder Stelle Wasser aufnehmen können, saugen sie sich voll. Lass sie ruhig einige Stunden im Wasser.
  • Trick 02 — Ernte die Hellebori, die schon mehrere offene Blüten an einem Stil tragen oder welche, die bereits bestäubt wurden, denn sie halten von Haus aus besser. Das lässt sich daran erkennen, dass die Staubgefäße, bei älteren Exemplare, breit ausgefächert in den Blüten stehen, oder schon ganz herabgefallen sind (Bild Mittelalte / Alte Blüte) . Nach einer Bestäubung verändert sich sich die Blütenfarbe und sie fühlen sich ledrig an. Für junge Blüten  (Bild Junge Blüte) schau gerne auf den nächsten Trick.
Junge Blüte
Mittelalte Blüte
Alte Blüte
  • Trick 03 — Schneide die Hellebori mit einer scharfen Schere oder einem Messer etwa im 45 Grad Winkel an. Halte die Enden für max. zehn Sekunden in einmal aufgekochtes Wasser. Da Hellebori stark respirieren, ziehen sie nach dem Ernten oftmals Luft. Diese blockiert die Leitungsbahnen und lässt sie schlappen.

Nachdem du sie versorgt hast, geht es an die Gestaltung:

Andrea von @naturalgarten hat uns einen Kranz mit ihren besonderen Gartenschätzen gestaltet. Die technische Idee stammt von Catrin Seidl @blyh. Vielen Dank euch beiden!

Für einen Blütenkranz brauchst du:

  • Etwa 25 Helleborusblüten
  • Eine Handvoll Orchideenröhrchen
  • Etwas Juteschnur
  • Einen Metall- oder Holzring (Durchmesser 20cm oder 25cm )
  • Eine Handvoll frischer Äste deiner Wahl — besonders geeignet sind weiche Gehölze wie Birken, Erlen oder Haseln. Alternativ kannst du auch Ranken, wie Clematis oder Knöterich, dafür nutzen.

Und so geht’s:

01

Auf einem Metall- oder Holzring werden mit Wasser gefüllte Orchichdeenröhrchen mit Jute aufgebunden.

02

Nach und nach werden Äste und Zweige, bei Wunsch auch Grün, dazwischen gewunden.

03

Neue Röhrchen nach und nach hinzufügen.

04

Zuletzt die Röhrchen mit Helleborus füllen und gegebenenfalls nochmal Wasser nachfüllen.

Wissenswert: Mit Spritzfaschen, die oft in Laboren zum Einsatz kommen und gebogene Spritzaufsätze haben, lassen sich die Röhrchen optimal in ihrer endgültigen Position mit Wasser auffüllen: Entweder nach dem Winden oder um Wasser nach ein bis zwei Tagen aufzufüllen.

Andrea hat in ihrer Kranzinterpretation noch Lavendel als saisonales Grün mit hineingebunden.

Alternativ eignen sich auch Kranzspiere, zarte Efeuranken oder Blätter der Elfenblume (Epimedium sp.). Lass deiner Kreativität gerne freien Lauf!

Der Blütenkranz steht an einem vor Regen und Wind geschützten Ort.

Willst du deinen Blütenkranz bei dir in den eigenen vier Wänden bestaunen, dann sprüh die Helleboren regelmäßig mit einer Pflanzensprühflasche an, um die Blüten vor der trockenen Wohnraumluft zu schützen und dich lange an ihrer Pracht zu erfreuen.

Hast du Lust, dir die ersten Frühjahrsschätze in den Garten zu holen, dann schau gerne hier (in diesem Blogeintrag) vorbei! Dort klärt Expertin Miriam Sablowski, wie man Helleborus sp. anbaut, was es für fantastische Sorten zur Auswahl gibt und warum sie Christrose, Lenzrose oder Nießwurz heißen.

Wir wünschen dir ganz viel Spaß beim Nachgestalten. Wenn du Lust hast, dann zeig uns deine Kreation und verlinke sie gerne auf den sozialen Medien mit #slowflowerwerkstattwerke. Verlinke gerne auch unseren Account @slowflowerbewegung. Frohes Schaffen!

Folgende Sorten findest du übrigens in diesem #slowflowerwerkstatt-Kranz: Aus der Reihe ICE N´ROSES© in Sorten „EARLY ROSE” / „ROSE” / „FROSTED ROSE”, sowie Helleborus „Chamelot”. 


Text: Sebastian Conrad @hautejardin. Danke, dass du dein Wissen mit uns teilst!

12. Februar 20242 Comments

Hello Helleborus!

Verheißungsvoll erwachen Hellebori als eine der ersten Schnittblumen im Jahr aus dem Winterschlaf und öffnen ihr wunderbar vielfältiges Blütenkleid. Hier schreibt Landschaftsarchitektin und Farmerfloristin Miriam Sablowski, wie ihr sie in eure Gärten holt!

Ihr bekommt von ihr einen Überblick über

  • die verschiedenen Arten,
  • Tipps zum Anbau und Pflege,
  • ein paar Bezugsquellen für Pflanzen und natürlich
  • eine passende Buchempfehlung!
Photo: Janine Piontek @janinepiontekfotografie

Keiner kann sich nach der langen Winterruhe dem Zauber dieser kleinen Blühern entziehen! Diese wunderbare Stimmung erwachender Blüten fing Fotografin Janine Piontek @janinepiontekfotografie im Rahmen des neuen Buchprojektes für die Farmerfloristen von Gabel & Spaten @gabelundspaten ein.

Heimliches Knistern und Flüstern... Auch Miriam Sablowski @rooftop.lavendelfarm geht in ihrer Biogärtnerei am Wald voller Vorfreude auf Entdeckungstour, was wohl im Schatten der Zaubernüss- Sträucher (Hamamelis) neben Schneeglöckchen und Winterlingen so alles in die Spätwintersonne blinzelt:

Photo: Janine Piontek @janinepiontekfotografie

Noch im alten Jahr, bereits ab November und Dezember, blüht in eisiger Kälte ein kleiner Schatz: die heimische, reinweiße Christrose Helleborus niger mit nur 15-25 cm Höhe. Die Heilkraft ihres Wurzelstocks wird in der traditionellen Medizin, sowie der Homöopathie hoch geschätzt.

Eine etwas kurzstielige, aber wunderbare reinweiße Winterblüte für eure kleinen Wintersträuße!

Kurz danach, bereits ab Mitte Januar, entfaltet die heimische Wildform Helleborus foetidus ihre elfenbein- hellgrünfarbenen Blütenstände mit violetten Rändern im sonst noch ruhenden, winterlichen Garten. Sie stehen über kräftigen, dunkel-blaugrün schillernden Blättern. Der Name Stinkende Nieswurz bezieht sich übrigens nur auf die Blätter, die beim Zerreiben etwas riechen. Dem auf 40 cm stolz emporgereckten Blütenstand mit seinen nickenden kleinen Glocken wird dieser Name nicht gerecht: schon wegen ihrer auch floristisch interessanten immergrünen Blättern gibt es von mir eine unbedingte Pflanzempfehlung für Helleborus foetidus.

Eine der frühesten Schnittblumen der Slowflowersaison!

In den letzten Jahren sind durch Kreuzungen von Helleborus niger mit anderen Helleborus-Arten, wie z.B. der Helleborus orientalis, zahlreiche Hybriden entstanden. Sie zeigen ein unglaubliches züchterisches Farb- und Formenspektrum und sind unter dem Begriff Lenzrosen zusammengefasst. Grün, weiß, rosé und rot, durchaus auch gepunktet oder sogar gefüllt stehen die meist verzweigten Blütenstände lange bis in den April zierend auf der Pflanze.

Wer erst einmal Bekanntschaft mit diesen kraftstrotzenden und doch zarten Blütenwundern gemacht hat, kann einer regelrechten Sammelleidenschaft verfallen (einige Bezugsquellen unten)!

Lenzrosen sind Kund*innenlieblinge!

Alle Helleborus-Arten bevorzugen tiefgründig durchlässige, humose Böden. Mit ordentlich viel Laubmulch könnt ihr die Bodenfeuchtigkeit verbessern und sie vetragen so auch trockene Sommer. Pflanzt sie, ihrem natürlichen Standort entsprechend, im schattigen Waldgarten oder unter Laubsträucher. Die fleischigen Wurzeln ragen bis zu 60 cm tief, der Boden darf daher nicht verdichtet sein.

Helleborus lieben neutrale bis alkalische Böden, gerne mit Muschelkalk, Eierschalen, Bentonit o.ä. bestreuen. Wenn ihr ihre Blüten stehen lasst, könnt ihr sie gut durch Selbstaussaat vermehren, wegen der Sämlinge also vorsichtig jäten. Ich dünge meine Helleborus gar nicht, aber für extra Blütenpower düngt sie optimalerweise zweimal im Jahr. Dazu nehmt ihr etwas Hornspäne oder abgelagerten Pferdemist. Der beste Zeitpunkt dafür ist, wenn die Helleborus im Januar und Februar neue Blüten und Blätter treiben. Zusätzlich könnt ihr im frühen Herbst ab September z.B. mit nachhaltiger Brennesseljauche düngen, wenn das neue Wurzelwachstum beginnt.

Mit ein paar Tricks werden die frühen Schönheiten zu guten Schnittblumen, die euch auch in der Vase begeistern können. Was dabei beachtet werden muss und wie ihr Helleborus bestmöglich verarbeitet, könnt ihr in unserer #slowflowerwerkstatt im Beitrag "Slowflower-Kranz im Februar" nachlesen!

Helleborus Hybriden mit Saat. photo: Sebastian Conrad – H A U T J A R D I N @hautejardin

Da alle Hellebori nur bei kühlen Nachttemperaturen neue Wurzeln bilden, pflanzt ihr sie vorzugsweise noch bis April.
Einige Staudengärtnereien zum Bezug von Helleborus kann ich euch hier wegen deren langjähriger Kultur von Stauden unbedingt empfehlen:

Peter Janke 'Hortvs Gartenkonzepte' und Staudengärtnerei in 40724 Hilden im Rheinland: Hellebori in allen Wildarten und die berühmte Sammlung der englischen Helleboruszüchterin Helen Ballard.
Kein Versand, aber der meisterhaft geplante Garten steht für Besichtigungen offen.
Mit Staudenverkauf vor Ort.

Christian Kress 'Sarastro-Stauden' in 4974 Ort im Innkreis in Österreich bei Passau. Seit nunmehr fast dreißig Jahren begeistert nicht nur der Sarastro-Schaugarten mit seltene Sorten der winterharten Stauden, ihr könnt sie dort auch erwerben.
Mit Onlineshop.

Susanne Peters Staudengärtnerei 'Allerlei Seltenes' in 25436 Uetersen bei Hamburg. Die Firma hieß früher 'Alpine Stauden Peters' und kultiviert schon seit Jahrzehnten mit Leidenschaft Helleborus.
Mit Onlineshop.

Quintessa Snow
Quintessa Ruby
Quintessa Painted
Quintessa Pink
Quintessa Rose
Quintessa Pink 2
Quintessa Ice
Quintessa Midnight
Quintessa Coral
Quintessa Candy
Helleborus Kultivar "Vilbey Velvet"
Quintessa Candy 2

Wenn ihr einen Einblick in die unglaubliche Vielfalt der Helleborusblüten bekommen möchtet, kann ich euch ein Coffeetable-Book mit herausragenden Fotografien empfehlen. Es handelt vom Werk der englischen Gärtnerin und Helleboruszüchterin Helen Ballard (1908-1995).
Helen Ballard. The Hellebore Queen. Edition Art and Nature. Köln 1997. 124 Seiten mit zahlreichen Farbfotos von Josh Westrich. Preis circa 65,- Euro.

Happy planting! Und schaut euch doch mal um, ob eure lokalen Slowflowerbewegungs-Mitglieder schon Helleboren im saisonalen Schnittblumenstrauß haben!


Text: Miriam Sablowski @rooftop.lavendelfarm. Danke Miriam, dass du dein Wissen mit uns teilst!

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